Wahlprogramm zu Bildung



Bildung - unseren Rohstoff fördern
Für die FREIEN WÄHLER Sachsen ist Bildung mehr als die bloße Vermittlung von Wissen. Bildung beginnt im Kleinkindalter und ist ein lebenslanger Prozess der Erkenntnis. Jeder Einzelne von uns erlebt Bildung in der Freizeit, in der Familie, in Sport, Kultur, Kunst, allgemeinbildenden, weiterführenden und fördernden Schulen, Berufsschulen, Volkshochschulen, Universitäten, Kooperationen von Vereinen, Kommunen und Körperschaften des öffentlichen Rechts aller Religionen. Eine gute Bildungspolitik soll sich am Wohl aller, aber vorrangig junger Menschen orientieren, sie fördern und fordern, ohne sie zu überfordern. Jedem Menschen stehen gleiche Chancen zu - egal, aus welcher sozialen Schicht er stammt. Bildung muss in das Leben vor Ort eingebettet sein. Investitionen in die so verstandene Bildung ist bestens angelegtes Geld. Bildung muss Vorrang in öffentlichen Haushalten haben. Unsere Politik bietet deshalb ein durchdachtes Gesamtkonzept für Bildung.

Frühkindliche Bildung stärken
Frühkindliche Bildung wirkt sich nachhaltig positiv auf die zukünftigen Bildungs- und Lernprozesse unserer Kinder aus und trägt maßgeblich dazu bei, Chancengleichheit zu schaffen. In den ersten Lebensjahren bis zum Grundschuleintritt wird die Basis für die Entwicklungs- und Bildungschancen unserer Kinder gelegt. Wir FREIEN WÄHLER Sachsen stehen für gleiche Chancen für alle Kinder für den Start in ihr Schulleben.

Wir FREIE WÄHLER Sachsen fordern:
  • • Kostenfreies Mittagessen für alle Kita-Kinder
  • • Aus Steuermitteln finanzierte Gebührenfreiheit für Kinderkrippe und Kindergärten
  • • Senkung des Personalschlüssels für Krippe auf 4,0 und für Kindergarten auf 9,0 und Ermöglichung bedarfsorientierter Betreuungszeiten im ländlichen Raum
  • • Stärkung von Maßnahmen für Inklusion und Integration schon in jungen Jahren
  • • Wohnortnahe Kitas und Grundschulen (kurze Wege für kurze Beine)

Schulbildung zukunftsfähig machen
Wir FREIEN WÄHLER Sachsen wollen eine zukunftssichernde Bildung für unsere Kinder. Dabei geht es uns vor allem um die Qualität des Unterrichts und um gute und moderne Lernbedingungen. Um diese zu sichern, brauchen wir mehr Lehrer, deren Kenntnisse und Kompetenzen ständig an die sich ändernden Rahmenbedingungen durch gute und effektive Weiterbildungen angepasst werden. Diesbezüglich fordern wir die Einführung eines dualen Lehramtsstudiums, um die Studenten zeitnah an die Praxis heranzuführen und deren Ausbildung durch etablierte Lehrkräfte zu verbessern. Darüber hinaus sollen mehr Sozialpädagogen, Psychologen und/oder Beratungslehrer an allen Schulen zum Einsatz kommen. Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass wir in den Grundschulen einen wachsenden Anteil an Kindern haben, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Wir sehen dies als Hauptursache für die alarmierenden Studien bzgl. der wachsenden Schwierigkeiten, Grundkompetenzen an Grundschüler erfolgreich zu vermitteln. Hier fordern wir ein Gegensteuern.

Jede Schule muss hinreichend Freiheit bei der Ausgestaltung ihrer Unterrichts- und Organisationsstruktur haben, wobei Stundenausfälle zu minimieren sind. Die Entscheidung Gymnasium oder Oberschule in Klasse 4 ist in der Entwicklung vieler Kinder zu früh. Deshalb soll die Bildungsempfehlung als Zielbild grundsätzlich erst in Klasse 6 erfolgen. Klasse 5 und 6 sind dann als Orientierungsstufe so auszubauen, dass die Anforderungen der Kultusministerkonferenz an die Mindestwochenstundenzahl für den gymnasialen Bildungsweg erbracht werden. Der Einfluss der Kommunen als Schulträger ist zu stärken – auch bei der Auswahl der Schulleiter.

Wir FREIE WÄHLER Sachsen fordern:
  • • Einführung eines dualen Studiengangs Lehramt
  • • Obligatorische Sprachtests „Deutsch“ vor Schuleintritt und Einführung sprachvorbereitender Klassen
  • • Verstärkte Schulsozialarbeit für besseren Kinder- und Jugendschutz, Prävention, Integration, v. a. in Problemvierteln sowie Unterstützung bei Lernschwächen
  • • Kostenlose und sichere Schülerbeförderung als Landesaufgabe
  • • Festlegung eines prozentualen, jährlichen Mindestanteils des Gesamthaushalts für Bildung
  • • Konsequente Umsetzung des Digitalpaktes für Schulen inkl. Bereitstellung benötigter Infrastruktur und Wartungskapazitäten
  • • Bildungsempfehlung „Gymnasium oder Oberschule“ erst in Klasse 6 als Zielbild
  • • Stärkung der politischen Bildung zur Stärkung Jugendlicher gegen extremistische Einflüsse sowie Debattenführung mit stärkerem Anteil im Lehrplan
  • • Verbesserung der Lehrerbedarfsprognosen und zeitweilige Einstellungen über Bedarf, um Phasen von Lehrermangel zu vermeiden
  • • Entlastung der Lehrer von unterrichtsfremden Tätigkeiten
  • • Kein Zwang zur Verwendung „gendergerechter Sprache“

Stärkung der beruflichen Bildung
Eine gute berufliche Bildung ist die Grundlage unserer Wirtschaft und damit unserer wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Präsenz. Wir FREIE WÄHLER fordern eine deutliche Aufwertung der beruflichen Bildung. Das duale Ausbildungssystem hat sich über Jahrzehnte bewährt. Wir wollen, dass die berufliche Ausbildung in der Bildungspolitik wieder aus dem Schatten der akademischen Ausbildung hervortritt und deutlich stärker gefördert wird als bisher. Im Rahmen der beruflichen Erstausbildung sind diejenigen besonders zu beachten, die sich aus verschiedenen Gründen schwertun, einen Ausbildungsplatz zu finden. Im Bereich der beruflichen Weiterbildung muss vor allem die Durchlässigkeit von beruflicher und akademischer Bildung weiter verbessert werden. Insbesondere soll die Anerkennung beruflicher Abschlüsse als Zugangsvoraussetzung an den Hochschulen weiter ausgebaut werden, um das Hochschulstudium für beruflich Gebildete inhaltlich und zeitlich attraktiver zu machen.

Wir FREIE WÄHLER Sachsen fordern:
  • • Heimatnahe Ausbildungs- und Arbeitsplätze für Jugendliche
  • • Freie Wahl des Beruflichen Schulzentrums für Azubis
  • • Bessere finanzielle und technische Ausstattung der berufsbildenden Schulen
  • • Prüfung und Einführung neuer Lernformen
  • • Imageverbesserung der dualen Ausbildung durch stärkere Kooperationen von Schulen mit Kammern und Innungen sowie durch verstärkte Nutzung von Social Media
  • • Stärkung der Inklusion auch in der beruflichen Bildung

Bildungssystem reformieren
Nicht alle Jugendlichen fühlen sich von der Schule gut auf ihr Berufsleben vorbereitet. Das wird häufig auch durch Arbeitgeber bestätigt. Der Arbeitsmarkt und die Anforderungen an künftige Arbeitnehmer ändern sich nicht nur durch die Digitalisierung radikal. Daran muss sich das Bildungssystem anpassen. Die Corona-Maßnahmen und die dadurch beschleunigte digitale Revolution unserer Gesellschaft machen eine ohnehin längst überfällige Anpassung in den Lehrplänen mehr als notwendig. Diese Notwendigkeit bezieht sich sowohl auf den Inhalt als auch auf die Flexibilität bei der Zusammenstellung der Lerninhalte. Dies soll durch ein Baukastensystem nach amerikanischem und dänischem Vorbild erreicht werden. Es gilt, eine breitere Palette an Wahlfächern und deren Vertiefung anzubieten. Auch die stärkere Abwahl von Fächern soll ermöglicht werden. So wollen wir den Schülern mehr Freiheit geben, um ihre Stärken und Talente zu fördern. Denn die Fachkräfte, die so dringend gesucht werden, sitzen heute noch auf der Schulbank. Es liegt an uns, welche Qualifikationen unsere Kinder und Enkel haben werden.

Wir sind ferner überzeugt, dass wir uns in Deutschland keine 16 verschiedenen Bildungssysteme mehr leisten können. Durch die ansteigende Bildungs- und Arbeitsmobilität und die zunehmende Digitalisierung im Bildungssektor ist eine Vereinheitlichung des Bildungssystems nötig. Wir FREIEN WÄHLER Sachsen setzen uns für eine dringend benötigte, umfassende Bildungsreform ein.

Wir FREIE WÄHLER Sachsen fordern:
  • • Grundlegende Überarbeitung der Lehrpläne: Verschlankung auf das Wesentliche und stärkerer Ausrichtung auf die Vermittlung von Alltagskompetenzen
  • • Baukastensystem der Fächer und Kurse für mehr Flexibilität und Förderung der Talente
  • • Stärkere Vermittlung von medienpädagogischen Inhalten
  • • Eine Bundesratsinitiative für die Angleichung länderspezifischer Rahmenbedingungen; für das Abitur durch Angleichung unterschiedlicher Regelungen in der gymnasialen Oberstufe in Verbindung mit einer bundesweit einheitlichen Abschlussprüfung (Zentralabitur)
  • • Verstärkter Sportunterricht bzw. Förderung sportlicher Aktivitäten

Den Hochschulstandort Sachsen stärken
Wir machen uns dafür stark, Hochschulen in Ballungszentren und in ländlichen Gebieten gleichermaßen zu fördern. Sie benötigen eine solide Grundfinanzierung, auch um unabhängige Forschung betreiben zu können. Diesbezüglich ist der in den letzten Jahren gewachsene Einfluss der Industrie auf diese Unabhängigkeit zu hinterfragen. Die Chancengleichheit im Studium ist eine grundlegende Voraussetzung für unser Bildungssystem. Dazu gehört eine ausreichende materielle Absicherung der Studenten. Der Anspruch auf BAföG soll nicht mehr vom Elterneinkommen abhängen. Außerdem sollen arbeitende Studenten durch ihren Nebenjob vor allem steuerlich keine Nachteile befürchten müssen. Die heutige Regelung belastet die breite Schicht mit mittleren Einkommen, die Steuern zahlen, zusätzlich. Das ist nicht familienfreundlich. Schulen, Hochschulen und Wirtschaft müssen stärker vernetzt werden, damit ein effektiverer Austausch stattfinden kann. Dazu müssen Lehre und Forschung an den Hochschulen auch in der Praxis gleichgestellt werden.

FREIE WÄHLER Sachsen

Wir FREIE WÄHLER Sachsen fordern:
  • • weiterer Ausbau der Berufsakademie Sachsen mit den einzelnen Standorten
  • • Bezahlbaren Wohnraum für Studenten
  • • Bundesratsinitiative Sachsens für ein vom Elterneinkommen unabhängiges BAföG und Zahlung auch nach dem BA-Abschluss bis zur Master-Zusage
  • • Einen zeitlichen und inhaltlichen Gestaltungsspielraum des Studiums und den Ausbau von Teilzeitstudiengängen
  • • Studienabbrecher rechtzeitig in duale Berufsausbildung bringen
  • • Mittelfristplan zur Beendigung des Sanierungsstaus im Hochschulbau
  • • Anpassung der staatlichen Grundfinanzierung an steigende Studentenzahlen und an Forschungsausgaben
  • • Weiterer Ausbau des dualen Studiums in Sachsen.
  • • Stärkung von unabhängiger Forschung durch Begrenzung des industriellen Einflusses auf wissenschaftliche Forschung; kritische Begleitung der Finanzierung von Hochschulen durch Konzerne
  • • Verringerung der befristeten Verträge für wissenschaftliche Mitarbeiter
  • • Kein Zwang zur Verwendung gendergerechter Sprache